Die Einkünfte einer Ärzte-GbR sind insgesamt solche aus Gewerbebetrieb, wenn die GbR auch Vergütungen aus ärztlichen Leistungen erzielt, die in nicht unerheblichem Umfang ohne leitende und eigenverantwortliche Beteiligung der Mitunternehmer-Gesellschafter erbracht werden.

Eine Personengesellschaft entfaltet nur dann eine Tätigkeit, die die Ausübung eines freien Berufs i.S. von § 18 EStG darstellt, wenn sämtliche Gesellschafter die Merkmale eines freien Berufs erfüllen1.
Nach § 18 Abs. 1 Nr. 1 Satz 3 EStG ist ein Angehöriger eines freien Berufs auch dann noch freiberuflich tätig, wenn er sich der Mithilfe fachlich vorgebildeter Arbeitskräfte bedient, die die Arbeit des Berufsträgers jedenfalls in Teilbereichen ersetzt und nicht nur von untergeordneter Bedeutung ist. Fachlich vorgebildetes Personal sind die im Betrieb des Freiberuflers beschäftigten Personen, aber auch Subunternehmer oder freie Mitarbeiter2. Fachlich vorgebildet ist sowohl der Mitarbeiter, der dieselbe Qualifikation wie der Betriebsinhaber erworben hat, als auch derjenige, der eine weniger qualifizierte Berufsausbildung aufzuweisen hat3.
Bedient sich der Angehörige eines freien Berufs einer entsprechenden Mithilfe, muss er aufgrund eigener Fachkenntnisse leitend und eigenverantwortlich tätig werden4. Für einen Arzt bedeutet dies, dass er eine höchstpersönliche, individuelle Arbeitsleistung am Patienten schuldet und deshalb einen wesentlichen Teil der ärztlichen Leistungen selbst erbringen muss5.
Erbringen die Gesellschafter einer Personengesellschaft ihre Leistungen teilweise freiberuflich und teilweise -mangels Eigenverantwortlichkeit- gewerblich, so ist ihre Tätigkeit nach § 15 Abs. 3 Nr. 1 EStG insgesamt als gewerblich zu qualifizieren6.
Bundesfinanzhof, Urteil vom 3. November 2015 – VIII R 62/13
- z.B. BFH, Urteile vom 28.10.2008 – VIII R 69/06, BFHE 223, 206, BStBl II 2009, 642; vom 27.08.2014 – VIII R 6/12, BFHE 247, 513, BStBl II 2015, 1002; vom 26.01.2011 – VIII R 3/10, BFHE 232, 453, BStBl II 2011, 498; vom 15.06.2010 – VIII R 10/09, BFHE 230, 47, BStBl II 2010, 906; vom 04.07.2007 – VIII R 77/05, BFH/NV 2008, 53[↩]
- z.B. Urteile des Bundesfinanzhofs -BFH- vom 14.03.2007 – XI R 59/05, BFH/NV 2007, 1319; vom 20.12 2000 – XI R 8/00, BFHE 194, 206, BStBl II 2002, 478, m.w.N.[↩]
- z.B. BFH, Urteil in BFH/NV 2007, 1319[↩]
- z.B. BFH, Urteile in BFHE 223, 206, BStBl II 2009, 642; in BFH/NV 2008, 53; in BFHE 221, 238, BStBl II 2008, 681; BFH, Urteil vom 18.10.2006 – XI R 9/06, BFHE 215, 210, BStBl II 2007, 266[↩]
- vgl. BFH, Urteil vom 16.07.2014 – VIII R 41/12, BFHE 247, 195, BStBl II 2015, 216; BFH, Urteil vom 22.01.2004 – IV R 51/01, BFHE 205, 151, BStBl II 2004, 509, m.w.N.[↩]
- z.B. BFH, Urteile in BFHE 247, 513, BStBl II 2015, 1002; in BFH/NV 2008, 53[↩]