Der Immobilienverkauf – und die Einkünfteerzielungsabsicht bei der Kapitalanlage

Im Einklang mit der ständigen Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs ist die Einkünfteerzielungsabsicht bei den Einkünften aus Kapitalvermögen für jede einzelne Kapitalanlage getrennt zu beurteilen1.

Der Immobilienverkauf – und die Einkünfteerzielungsabsicht bei der Kapitalanlage

Für diese auf einzelne Anlagen bezogene Prüfung ist grundsätzlich nur der tatsächlich verwirklichte Sachverhalt zugrunde zu legen. Denn die Besteuerung knüpft grundsätzlich nur an die effektiv verwirklichten, nicht hingegen an hypothetische, zwar realisierbare, aber tatsächlich nicht verwirklichte Sachverhalte und Gestaltungen an2.

Dies gilt in besonderer Weise für den hier entschiedenen Streitfall, in dem die Kläger andere Kapitalanlagen tatsächlich nicht erworben oder konkrete Maßnahmen zu ihrem Erwerb unternommen, sondern den auf dem Festgeldkonto angelegten Betrag zur Tilgung der für das frühere Vermietungsobjekt eingegangenen Darlehensverbindlichkeiten verwendet haben.

Die -hier verneinte- Einkünfteerzielungsabsicht bei den Einkünften aus Kapitalvermögen setzt nach der bis einschließlich 2008 geltenden Gesetzeslage die Absicht voraus, auf Dauer gesehen einen Überschuss zu erzielen, sofern die Absicht, steuerfreie Wertsteigerungen zu realisieren, nur mitursächlich für die Anschaffung der ertragbringenden Kapitalanlage ist3. Ein solcher Einnahmeüberschuss war in dem maßgeblichen Anlagezeitraum für das Festgeldkonto nicht zu erzielen.

Selbst wenn man also zugunsten der Kläger davon ausgeht, dass die den Schuldzinsen zugrundeliegenden Darlehensverträge nach der Veräußerung der Immobilie durch die Verpfändung des Verkaufserlöses an die darlehensgewährende Bank in der erforderlichen Eindeutigkeit aus dem früheren Zusammenhang mit den Einkünften aus Vermietung und Verpachtung gelöst wurden (obwohl die Verwendung des Verkaufserlöses zur Tilgung der Darlehensverbindlichkeiten noch möglich war und später auch tatsächlich stattfand)4, kann der Werbungskostenüberschuss wegen fehlender Einkünfteerzielungsabsicht nicht berücksichtigt werden.

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Bundesfinanzhof, Urteil vom 14. Mai 2014 – VIII R 37/12

  1. BFH, Urteile vom 23.03.1982 – VIII R 132/80, BFHE 135, 320, BStBl II 1982, 463; vom 27.06.1989 – VIII R 30/88, BFHE 157, 541, BStBl II 1989, 934; BFH, Beschlüsse vom 22.01.2007 – VIII B 161/05, BFH/NV 2007, 889; vom 12.03.2013 – VIII B 85/12, BFH/NV 2013, 931[]
  2. vgl. BFH, Beschluss in BFH/NV 2001, 907 unter Bezugnahme auf BFH, Urteile vom 17.04.1997 – VIII R 48/95, BFH/NV 1998, 20, m.w.N.; vom 24.04.1997 – VIII R 12/95, BFH/NV 1998, 290; vom 12.11.1997 – XI R 98/96, BFHE 184, 502, BStBl II 1998, 144; vom 07.07.1998 – VIII R 57/96, BFH/NV 1999, 594[]
  3. vgl. BFH, Urteile vom 21.07.1981 – VIII R 128/76, BFHE 134, 119, BStBl II 1982, 36; vom 21.07.1981 – VIII R 154/76, BFHE 134, 113, BStBl II 1982, 37; in BFHE 135, 320, BStBl II 1982, 463; vom 04.05.1993 – VIII R 7/91, BFHE 171, 495, BStBl II 1993, 832; vom 04.05.1993 – VIII R 89/90, BFH/NV 1994, 225; vom 07.12 1999 – VIII R 8/98, BFH/NV 2000, 825; vom 08.07.2003 – VIII R 43/01, BFHE 203, 65, BStBl II 2003, 937[]
  4. vgl. zur notwendigen Eindeutigkeit der Umwidmung durch Lösung des Zusammenhangs mit einer früheren Einkunftsart: BFH, Beschluss vom 04.07.1990 – GrS 2-3/88, BFHE 161, 290, BStBl II 1990, 817; BFH, Beschluss vom 27.03.2001 – VIII B 124/00, BFH/NV 2001, 907, jeweils m.w.N., sowie zum Veranlassungszusammenhang zwischen Schuldzinsen und dem Surrogat eines fremdfinanzierten Objekts nach dessen Veräußerung: BFH, Urteil vom 25.02.2009 – IX R 52/07, BFH/NV 2009, 1255[]
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