Zur Darlegung einer Rechtsverletzung i.S. des § 40 Abs. 2 FGO durch einen auf 0 EUR lautenden Körperschaftsteuerbescheid reicht es aus, dass der Hochschule geltend macht, in dem Bescheid werde zu Unrecht seine Körperschaftsteuerpflicht bejaht, weil er gemäß § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG von der Körperschaftsteuer befreit sei1.

Die Erwägung des Finanzgerichts Münster2, die Hochschule könne keine Rechtsverletzung i.S. des § 40 Abs. 2 FGO geltend machen, weil sie -im Gegensatz zu privatrechtlichen Körperschaften- als juristische Person des öffentlichen Rechts ohnehin berechtigt sei, Zuwendungsbestätigungen auszustellen, führt zu keiner anderen Beurteilung. Das Interesse einer Körperschaft an einer gerichtlichen Klärung der Frage, ob sie gemeinnützigen Zwecken dient, ist nicht auf die Berechtigung zur Ausstellung von Zuwendungsbestätigungen i.S. des § 50 der Einkommensteuer-Durchführungsverordnung beschränkt. Da über die Steuerbefreiung nach § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG erst im Körperschaftsteuerveranlagungsverfahren entschieden wird, muss für den die Steuerbefreiung wegen Gemeinnützigkeit beanspruchenden Steuerpflichtigen die Möglichkeit bestehen, einen auf 0 EUR lautenden Körperschaftsteuerbescheid gerichtlich auf seine Rechtmäßigkeit hin überprüfen zu lassen3. Die Hochschulein weist außerdem zutreffend darauf hin, dass sie durch die Ablehnung eines Freistellungsbescheids beschwert sei, weil ihr damit der Nachweis für außersteuerliche Zwecke verweigert werde, dass die im BgA, medizinische Auftragsforschung verwendeten Mittel in einem Zweckbetrieb für gemeinnützige Zwecke verwendet worden sind.
Die Frage, ob die Hochschulein tatsächlich Spenden eingeworben hat oder dies subjektiv zu tun beabsichtigte, hat keinen Einfluss auf ihr rechtliches Interesse an der Feststellung ihrer Gemeinnützigkeit.
Auch aus dem Urteil des Bundesfinanzhofs vom 15.04.20104 ergibt sich nichts anderes. Der Bundesfinanzhof hat darin zwar entschieden, dass eine Klage gegen einen auf 0 EUR lautenden Umsatzsteuerbescheid im Allgemeinen unzulässig ist. Der Bundesfinanzhof hat aber unter ausdrücklicher Bezugnahme auf das zu einem auf 0 DM lautenden Körperschaftsteuerbescheid ergangene Urteil des Bundesfinanzhofs in BFHE 175, 484, BStBl II 1995, 134 auch entschieden, dass es sich anders verhalte, wenn der Regelungsgehalt des Steuerbescheids ausnahmsweise über die bloße Steuerfestsetzung hinausreiche5.
Nach der ständigen Rechtsprechung stellt es einen zur Aufhebung und Zurückverweisung führenden Verfahrensmangel dar, wenn über eine zulässige Klage nicht zur Sache, sondern durch Prozessurteil entschieden wird. In einem solchen Fall wird zugleich der Anspruch des Hochschules auf rechtliches Gehör nach Art. 103 Abs. 1 GG, § 96 Abs. 2 FGO verletzt6.
Bundesfinanzhof, Urteil vom 22. Juni 2016 – V R 49/15
- vgl. BFH, Urteil vom 13.07.1994 – I R 5/93 ((BFHE 175, 484, BStBl II 1995, 134, Rz 15; vgl. auch BFH, Urteile vom 27.11.2013 – I R 17/12, BFHE 244, 194, BStBl II 2016, 68, Rz 14; vom 21.10.1999 – I R 14/98, BFHE 190, 372, BStBl II 2000, 325, Rz 7; vom 24.07.1996 – I R 35/94, BFHE 181, 57, BStBl II 1996, 583, Rz 11; BFH, Beschlüsse vom 16.12 1987 – I B 68/87 Rz 13; vom 20.11.1969 – I B 34/69, BFHE 97, 281, BStBl II 1970, 133, 1. Leitsatz, Rz 23; sowie BFH, Urteil vom 15.03.1995 – II R 24/91, BFHE 177, 497, BStBl II 1995, 653 zur Rechtsverletzung durch einen auf 0 DM lautenden Vermögensteuerbescheid; so auch Gräber/Levedag, Finanzgerichtsordnung, 8. Aufl., § 40 Rz 100; Seer in Tipke/Kruse, Abgabenordnung/Finanzgerichtsordnung, § 40 FGO Rz 57 und 61[↩]
- FG Münster, Urteil vom 23.09.2014 – 9 K 2451/10 K[↩]
- BFH, Urteil in BFHE 175, 484, BStBl II 1995, 134, Rz 15[↩]
- BFH, Urteil vom 15.04.2010 – V R 11/09, BFH/NV 2010, 1830[↩]
- BFH, Urteil in BFH/NV 2010, 1830, Rz 16[↩]
- z.B. BFH, Urteil vom 25.09.2013 – VIII R 17/11 Rz 30; BFH, Beschlüsse vom 10.03.2014 – X B 230/12, BFH/NV 2014, 888, Rz 12; vom 29.07.2009 – VI B 44/09, BFH/NV 2009, 1822, Rz 8; vom 23.04.2009 – X B 43/08, BFH/NV 2009, 1443, Rz 12; vom 16.04.2007 – VII B 98/04, BFH/NV 2007, 1345, Rz 5[↩]