Die Wettsteuer beim Online-Glücksspiel in Deutschland

Das Glücksspiel, mit Ausnahme des profihaft betriebenen Pokerspiels, wird spielerseitig in Deutschland nicht besteuert. Anbieter von Glücksspiel müssen natürlich die Gewinne versteuern, auf Spieler kommt hingegen nur eine Steuerlast zu, wenn der Gewinn so groß war, dass er im folgenden Jahr Zinsgewinne generiert. Die Steuerfreiheit bezieht sich jedoch nicht auf Sportwetten. Diese unterliegen der Wettsteuer. Doch wie wird diese berechnet, wann fällt sie an und wie wird sie beglichen? Dieser Artikel geht den Fragen nach.

Die Wettsteuer beim Online-Glücksspiel in Deutschland

Die Wettsteuer: ein Überblick

Die Entstehung der Wettsteuer in Deutschland ist beinahe kurios. Sie basiert nämlich nicht auf erhofften neuen Steuereinnahmen, sondern aus dem Versuch Berlins, Schleswig-Holstein nach dessen Vergabe von Sportwetten-Online-Lizenzen einzufangen. Während Schleswig-Holstein das EU-Recht kannte und korrekt nutzte, Berlin aber keinerlei Online-Erlaubnisse erteilen wollte, wurde die Regierung damit beauftragt, eine Wettsteuer zu erschaffen. Wahrlich kurios ist der Ort, wo die neue Steuer nun steht: im Rennwett- und Lotteriegesetz des Jahres 1922.

Mit der Steuer entstanden Probleme:

  • Unmögliche Umsetzung – wenn jeder Wettfreund eigenständig 5 Prozent seiner Wetteinsätze an das Finanzamt abführen soll, so ist das nicht umsetzbar und kaum nachzuvollziehen. Drittschuldnerhaftung – die Buchmacher wurden mit ins Boot geholt. Mittels der Drittschuldnerhaftung ist der Wettanbieter nun in der Pflicht, die Wettsteuer abzuführen.
  • Steuerfreiheit für Kunden – einige Buchmacher zogen sich gleich nach Einführung der Wettsteuer vom deutschen Markt zurück, andere blieben und senkten das Niveau der Quoten. Andere wiederum gaben die Kosten an die Kunden weiter.
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Mittlerweile sind es nur noch wenige Buchmacher, die die Wettsteuer nicht in irgendeiner Form an die Kunden weitergeben.

Weitere Probleme rund um das Glücksspiel?

Für Sportwettenfreunde ist die Wettsteuer ein lästiges Übel, zumal sie für Spieler im Ausland nicht anfällt. Abseits dieses Ärgernisses gibt es jedoch ernsthafte Probleme, auf die ein Spieler stoßen kann.

Was ist zum Beispiel, wenn ein Buchmacher oder das Online-Casino der Wahl einen Gewinn oder ein noch vorhandenes Guthaben nicht auszahlen will? Da bislang einzig Schleswig-Holstein Lizenzen verteilt hat und diese nur Gültigkeit für die Bürger des Bundeslands haben, agieren Anbieter ebenfalls über EU-Lizenzen, die das EU-Recht abbilden. Das Angebot ist nach EU-Vorgaben legal, doch gibt es in Deutschland keine Gesetzgebung, sodass die Anbieter sich noch in der Grauzone befinden. Und was ist, wenn das Geld nicht kommt? Es gibt durchaus Möglichkeiten, wie diese Quelle verrät. Dazu gehören:

  • Gründe erforschen – zuerst sollte geprüft werden, ob man als Spieler einen Fehler begangen hat. So untersagen Anbieter Mehrfachaccounts oder Fakeaccounts. Laut AGB wird darauf hingewiesen, dass in diesen Fällen eine Auszahlung verweigert werden kann.
  • Beschwerdeverfahren – der Support des Casinos wird eingeschaltet, sodass eine Lösung gefunden werden kann. Wichtig ist, ruhig zu bleiben.
  • Dokumente vorlegen – das Casino wird eventuell Dokumente verlangen, beispielsweise, wenn falsche Namen angegeben wurden oder eine Kontonummer nicht stimmte. Achtung: Lohnabrechnungen oder Fotos von sich selbst sind keine zu akzeptierenden Belege.
  • Fristsetzung – funktioniert die Lösungsfindung nicht, wird eine letzte Frist gesetzt. Es wird klar darauf hingewiesen, dass nach Fristablauf weitere Schritte eingeleitet werden.
  • Lizenzbehörde – der Anbieter besitzt eine EU-Lizenz. Die Lizenzbehörde, beispielsweise in Malta, die der Anbieter klar ausweisen muss, wird nun angeschrieben. Die Beschwerde sollte detailliert und mit einem Screenshot der bisherigen Lösungsversuche verfasst werden.
  • Rechtsbeistand – bei höheren Auszahlungssummen kann ein Rechtsanwalt für internationales Recht eingeschaltet werden. Es ist wichtig, dass er ein Fachmann auf dem EU-Gebiet ist. Die Beauftragung lohnt sich jedoch nur bei hohen Gewinnen.
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Es gibt mehrere Testseiten rund um Sportwetten und Online-Casinos, die in diesem Fall (private) Hilfe anbieten und beispielsweise dabei helfen, das Schreiben an die Lizenzbehörde zu verfassen. DaJ das Schriftstück in Englisch verfasst werden muss, ist diese Hilfestellung für einige Spieler sehr wichtig.

Bei anderen Problemen, beispielsweise einer Accountsperre, sollte ebenfalls der Kontakt zum Anbieter gesucht werden. Accounts können aufgrund auffälligen Verhaltens gesperrt werden, aber auch, weil bei der Anmeldung keine korrekten Daten angegeben wurden. Mitunter kann eine Auszahlung auch verweigert werden, wenn der Kontoinhaber nicht mit dem im Account hinterlegten Namen übereinstimmt. Heißt der Spieler »Lieselotte Schmidt« und hat auch über eine auf diesen Namen registrierte Kreditkarte Geld eingezahlt, der Gewinn soll jedoch auf das Konto von »Toni Müller« ausgezahlt werden, kann die Auszahlung bis zur Klärung gestoppt werden. Dies dient letztendlich der Sicherheit der Spieler.

Hammer
Juristische Probleme mit Anbietern im Ausland lassen sich nicht immer auflösen.

Wie wird die Steuer eingetrieben?

Für Wettfreunde ist die Steuer ähnlich der Mehrwertsteuer. Er zahlt sie automatisch über seinen Einsatz oder den Gewinn. Sportwettenanbieter können zwei verschiedene Modelle zur Eintreibung anwenden:

  • Einzug beim Tipp – von dem getätigten Einsatz für eine Wette wird die Wettsteuer direkt abgezogen. Setzt ein Spieler beispielsweise 10,00 € auf ein Fußballspiel, beträgt die Wettsteuer 0,48 €. Das bedeutet, dass er nicht mehr 10,00 € setzt, sondern nur noch 9,52 €. Der mögliche Gewinn reduziert sich somit ebenfalls.
  • Einzug vom Gewinn – hier wird die Wettsteuer direkt vom Gewinn berechnet. Würde der Gewinn 10,00 € betragen, erhielte der Wettfreund nach Abzug der Steuer 9,52 €.

Es gibt allerdings Anbieter, die die Wettsteuer für den Kunden übernehmen, sodass sie zwar anfällt, jedoch vom Anbieter getragen wird. Andere arbeiten mit besonderen Berechnungsmodellen und stellen eine gewisse Art oder Anzahl an Wetten steuerfrei, sodass der Wettfreund nicht die ganze Last trägt.

Interessant ist, dass die Wettsteuer, obwohl neu eingeführt und für Anbieter umständlich, gerade von Buchmachern als vorteilhaft betrachtet wird. Mittels der Wettsteuer wurde nämlich der Markt für private Buchmacher geöffnet und die Sportwetten liberalisiert, obgleich die Politik den staatlichen Anbieter Oddset stärken wollte. Dank der über die privaten Anbieter generierten Steuereinnahmen werden die Angebote positiver betrachtet: So positiv, dass im nächsten Jahr das Online-Glücksspiel deutschlandweit reguliert wird.

Fazit – die unbemerkte Steuer

Die Wettsteuer wird von vielen Tippern zuerst nicht bemerkt. Erst, wenn der Gewinn geringer ausfällt als selbst gerechnet, wird aufgemerkt. Fakt ist allerdings, dass die Wettsteuer zu entrichten ist, der Spieler hat nur die Wahl, einen Anbieter zu suchen, der diese für die Wettfreunde übernimmt.

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