Der zeitliche Abstand zur Tat – und die überlange Verfahrensdauer

Hat das Landgericht im Rahmen der Strafzumessung zugunsten des Angeklagten lediglich berücksichtigt, dass „die Tat zum Zeitpunkt der Hauptverhandlung rund 5 Jahre zurücklag“, lässt dies besorgen, dass es der Verfahrensdauer im Rahmen der Strafzumessung keine eigenständige Bedeutung beigemessen hat.

Der zeitliche Abstand zur Tat – und die überlange Verfahrensdauer

Eine überdurchschnittlich lange Verfahrensdauer ist indes ungeachtet eines geringeren Strafbedürfnisses aufgrund des zeitlichen Abstands zwischen Tatbegehung und Urteil1 und eines gewährten Vollstreckungsabschlags bei der Strafzumessung zu berücksichtigen2 und stellt einen bestimmenden Strafzumessungsgrund im Sinne des § 267 Abs. 3 Satz 1 StPO dar3.

Da es sich um einen reinen Wertungsfehler handelt, bedarf es keiner Aufhebung von Feststellungen4. Unberührt von der Entscheidung des Bundesgerichtshofs bleibt der Ausspruch des Landgerichts zur Kompensation der rechtsstaatswidrigen Verfahrensverzögerung5.

Bundesgerichtshof, Beschluss vom 5. Oktober 2017 – 2 StR 573/16

  1. vgl. Stree/Kinzig in: Schönke/Schröder, StGB, 29. Aufl., § 46 Rn. 57, 57a[]
  2. vgl. BGH, Beschluss vom 17.01.2008 – GSSt 1/07, BGHSt 52, 124, 142; Beschluss vom 16.06.2009 – 3 StR 173/09, StV 2009, 638, 639[]
  3. vgl. BGH, Beschluss vom 27.05.2008 – 3 StR 157/08, Rn. 7; BGH, Urteil vom 24.03.2016 – 2 StR 344/14[]
  4. vgl. KK-Gericke, StPO, 7. Aufl., § 353 Rn. 23[]
  5. BGH, Urteil vom 27.08.2009 – 3 StR 250/09, BGHSt 54, 135, 138; Beschluss vom 08.01.2013 – 1 StR 641/12 6[]
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