Der Schuldgehalt der Tat ist bei der Deliktsbegehung durch jugendliche und heranwachsende Täter jugendspezifisch zu bestimmen1.

Die „Schwere der Schuld“ im Sinne des § 17 Abs. 2 JGG wird daher nicht vorrangig anhand des äußeren Unrechtsgehalts der Tat und ihrer Einordnung nach dem allgemeinen Strafrecht bestimmt, sondern es ist in erster Linie auf die innere Tatseite abzustellen2.
Der äußere Unrechtsgehalt der Tat und das Tatbild sind jedoch insofern von Belang, als hieraus Schlüsse auf die charakterliche Haltung, die Persönlichkeit und die Tatmotivation des Jugendlichen oder Heranwachsenden gezogen werden können3.
Entscheidend ist, ob und in welchem Umfang sich die charakterliche Haltung, die Persönlichkeit sowie die Tatmotivation des Täters vorwerfbar in der Tat manifestiert haben4.
Zudem kann selbst dann, wenn die Schuld als „schwer“ i.S.d. § 17 Abs. 2 Alt. 2 JGG einzustufen wäre, die Verhängung von Jugendstrafe deshalb nicht in Betracht kommen, weil dies aus erzieherischen Gründen nicht erforderlich ist5, etwa wenn die Jugendkammer keine „Persönlichkeits- oder Erziehungsmängel“ feststellen konnte.
Bundesgerichtshof, Urteil vom 9. Januar 2018 – 1 StR 239/17
- BGH, Urteil vom 20.04.2016 – 2 StR 320/15, BGHSt 61, 188, 191[↩]
- BGH, Urteil vom 19.02.2014 – 2 StR 413/13, NStZ 2014, 407, 408[↩]
- BGH, Beschlüsse vom 17.12 2014 – 3 StR 521/14, NStZ-RR 2015, 155, 156; vom 06.05.2013 – 1 StR 178/13, NStZ 2013, 658, 659; vom 14.08.2012 – 5 StR 318/12, NStZ 2013, 289, 290; und vom 19.11.2009 – 3 StR 400/09, NStZ 2010, 281; Urteil vom 11.11.1960 – 4 StR 387/60, BGHSt 15, 224, 226[↩]
- BGH, Urteil vom 11.11.1960 – 4 StR 387/60, BGHSt 15, 224, 226[↩]
- vgl. BGH, Urteile vom 11.11.1960 – 4 StR 387/60, BGHSt 15, 224, 225 f.; vom 29.09.1961 – 4 StR 301/61, BGHSt 16, 261, 263; und vom 09.08.2000 – 3 StR 176/00, NStZ-RR 2001, 215, 216; Beschluss vom 20.01.1998 – 4 StR 656/97, NStZ-RR 1998, 317, 318[↩]