Ein Rechtsmittelverzicht kann aufgrund eines durch Täuschung hervorgerufenen Irrtums des Angeklagten unwirksam sein.

- Eine Täuschung durch das Gericht oder die Staatsanwaltschaft, die eine irrtumsbedingte Abgabe der Verzichtserklärung durch den Angeklagten verursacht hat, kann zur Unwirksamkeit des Rechtsmittelverzichts führen1.
- Ein durch den Verteidiger hervorgerufener Irrtum führt nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs nicht zur Unwirksamkeit des Rechtsmittelverzichts2.
Darüber hinaus ist es für den Nachweis der Unwirksamkeit des Rechtsmittels erforderlich, dass die von dem Angeklagten vorgetragene Täuschung bewiesen ist3.
Der wirksame Verzicht auf das Rechtsmittel ist weder durch einen Widerruf noch eine Rücknahme der Verzichtserklärung oder deren Anfechtung revidierbar4.
Bundesgerichtshof, Beschluss vom 24. August 2016 – 1 StR 301/16
- vgl. BGH, Urteil vom 21.04.1999 – 5 StR 714/98, BGHSt 45, 51, 55; BGH, Beschlüsse vom 25.04.2001 – 5 StR 53/01, NStZ-RR 2002, 101; vom 05.12 2001 – 1 StR 482/01, NStZ-RR 2002, 114; vom 22.08.2012 – 1 StR 170/12, NStZ-RR 2013, 155 f.; und vom 08.10.2015 – 2 StR 103/15, NStZ-RR 2016, 180[↩]
- BGH, Beschluss vom 13.05.2003 – 4 StR 135/03 bei Becker NStZ-RR 2004, 228[↩]
- vgl. BGH, Beschluss vom 16.05.2002 – 5 StR 12/02 Rn. 4 mwN; OLG Frankfurt, Beschluss vom 23.02.2010 – 3 Ws 141/10, NStZ-RR 2010, 213, 214; Radtke in Radtke/Hohmann aaO § 302 Rn. 25 mwN[↩]
- st. Rspr.; siehe nur BGH, Beschluss vom 08.10.2015 – 2 StR 103/15, NStZ-RR 2016, 180 mwN[↩]