Beim sexuellen Missbrauch eines Kindes gemäß § 176 Abs. 1 StGB sind als erheblich solche sexualbezogenen Handlungen zu werten, die nach Art, Intensität und Dauer eine sozial nicht mehr hinnehmbare Beeinträchtigung des im jeweiligen Tatbestand geschützten Rechtsguts besorgen lassen1.

Dazu bedarf es einer Gesamtbetrachtung aller Umstände im Hinblick auf die Gefährlichkeit der Handlung für das jeweils betroffene Rechtsgut; unter diesem Gesichtspunkt belanglose Handlungen scheiden aus2.
Diese Maßstäbe für die Beurteilung der Erheblichkeit sind durch die Einführung von § 184i StGB nicht verändert worden3. Vor allem ist daran festzuhalten, dass bei der Bewertung der Erheblichkeit im Rahmen von Sexualstraftatbeständen zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen wegen deren besonderen Schutzwürdigkeit weniger strenge Anforderungen gestellt werden dürfen4.
So auch in dem hier vom Bundesgerichtshof entschiedenen Fall: Die festgestellten festen und schmerzhaften Griffe an das jeweils bekleidete Geschlechtsteil der Nebenklägerin, die bei einem Teil der Taten noch acht und bei einem anderen Teil gerade neun Jahre alt geworden war, sind erhebliche, eindeutig sexualbezogene Straftaten5. Dabei kommt im Rahmen der gebotenen Gesamtbetrachtung zusätzlich dem Umstand Bedeutung zu, dass der Angeklagte bei zwei der verfahrensgegenständlichen Taten die Nebenklägerin vor dem Griff an deren Scheide dazu veranlasst hatte, einen Kopfstand zu machen und dabei ihre Beine zu spreizen.
Bundesgerichtshof, Urteil vom 22. August 2017 – 1 StR 216/17
- st. Rspr.; vgl. etwa BGH, Urteile vom 01.12 2011 – 5 StR 417/11, NStZ 2012, 269, 270; vom 10.03.2016 – 3 StR 437/15, NJW 2016, 2049; vom 04.05.2017 – 3 StR 87/17 Rn. 7 mwN; und vom 26.04.2017 – 2 StR 574/16, StraFo 2017, 285 f.; Beschluss vom 16.05.2017 – 3 StR 122/17, NStZ 2017, 527[↩]
- BGH, Urteile vom 01.12 2011 – 5 StR 417/11, NStZ 2012, 269, 270; vom 21.09.2016 – 2 StR 558/15, NStZ-RR 2017, 43, 44; vom 04.05.2017 – 3 StR 87/17 Rn. 7 mwN; und vom 26.04.2017 – 2 StR 574/16, StraFo 2017, 285 f.[↩]
- näher BGH, Urteil vom 26.04.2017 – 2 StR 574/16, StraFo 2017, 285 f.[↩]
- vgl. BGH, Urteile vom 21.09.2016 – 2 StR 558/15, NStZ-RR 2017, 43, 44; und vom 26.04.2017 – 2 StR 574/16, StraFo 2017, 285 f. mwN; Beschluss vom 16.05.2017 – 3 StR 122/17, NStZ 2017, 527; siehe auch BGH, Urteil vom 20.03.2012 – 1 StR 447/11 Rn. 25 mwN[↩]
- siehe bereits BGH, Urteil vom 06.05.1992 – 2 StR 490/91, BGHR StGB § 184c Nr. 1 Erheblichkeit 6[↩]