Eine Zeitspanne von fünf Jahren zwischen Begehung der Tat und ihrer Aburteilung stellt einen wesentlichen Strafmilderungsgrund dar1.

Daneben hat das Tatgericht bei der Bemessung aller Einzelstrafen zu bedenken, dass auch einer überdurchschnittlich langen Verfahrensdauer eine eigenständige strafmildernde Bedeutung zukommt, wenn sie für den Angeklagten mit besonderen Belastungen verbunden ist2.
Die Nichterwähnung in den Urteilsgründen legt nahe, dass das Tatgericht diesen bestimmenden Milderungsgrund im Sinne des § 267 Abs. 3 Satz 1 StPO in seiner Bedeutung verkannt hat3. Dies gilt besonders, wennn die Kammer die Verfahrensdauer gar nicht – auch nicht unter dem Gesichtspunkt einer möglichen rechtsstaatswidrigen Verfahrensverzögerung (Art. 6 Abs. 1 Satz 1 MRK) – in den Blick genommen hat.
Bundesgerichtshof, Beschluss vom 9. Juni 2017 – 1 StR 45/17
- vgl. BGH, Urteile vom 20.12 1995 – 2 StR 468/95, BGHR StGB § 46 Abs. 2 Zeitablauf 1 mwN; und vom 29.09.2015 – 2 StR 128/15, NStZ-RR 2016, 7[↩]
- BGH, Beschlüsse vom 16.06.2009 – 3 StR 173/09, BGHR StGB § 46 Abs. 2 Verfahrensverzögerung 20; vom 29.09.2015 – 2 StR 128/15, NStZ-RR 2016, 7; und vom 17.01.2008 – GSSt 1/07, BGHSt 52, 124, 142[↩]
- vgl. BGH, Beschluss vom 16.03.2011 – 5 StR 585/10, NStZ-RR 2011, 171[↩]