Der Rechtsstreit mit einer anderen GmbH eines Mitgesellschafters

Bei der Beschlussfassung über die Einleitung eines Rechtsstreits gegen eine Drittgesellschaft oder über die außergerichtliche Geltendmachung von Ansprüchen gegen die Drittgesellschaft unterliegen diejenigen GmbH-Gesellschafter einem Stimmverbot, die zusammen alle Anteile an der Drittgesellschaft innehaben.

Der Rechtsstreit mit einer anderen GmbH eines Mitgesellschafters

Bei der Beschlussfassung über die Einleitung eines Rechtsstreits gegen eine Drittgesellschaft oder über die außergerichtliche Geltendmachung von Ansprüchen gegen die Drittgesellschaft unterliegen diejenigen GmbH-Gesellschafter einem Stimmverbot, die zusammen alle Anteile an der Drittgesellschaft innehaben.

Ist ein GmbH-Gesellschafter Alleingesellschafter einer Drittgesellschaft, besteht nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zu § 47 Abs. 4 GmbHG für ihn ein Stimmverbot bei einer Beschlussfassung, die die Vornahme eines Rechtsgeschäfts oder die Einleitung oder Erledigung eines Rechtsstreits gegen diese Drittgesellschaft betrifft1. Aus dem in § 47 Abs. 4 GmbHG zum Ausdruck kommenden Grundgedanken, dass niemand Richter in eigener Sache sein darf, folgt zudem ein Stimmverbot bei der Beschlussfassung über die außergerichtliche Geltendmachung von Ansprüchen gegen die Drittgesellschaft2. Diese Grundsätze gelten entsprechend, wenn mehrere Gesellschafter einer GmbH alle Anteile an der Drittgesellschaft innehaben3. In diesem Fall ist die wirtschaftliche Verbindung so stark, dass man das persönliche Interesse der GmbH-Gesellschafter mit dem der Drittgesellschaft gleichsetzen kann. Das in der anderweitigen Beteiligung der GmbH-Gesellschafter verkörperte Interesse schließt dann bei Entscheidungen über Rechtsgeschäfte oder die Einleitung oder Erledigung eines Rechtsstreits mit der Drittgesellschaft oder die außergerichtliche Anspruchsverfolgung eine unbefangene Stimmabgabe in der Regel aus und bedeutet deshalb für die GmbH eine erhebliche Gefahr4.

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Darlehnstilgung durch Bareinlage in die GmbH

Die fehlerhafte Berücksichtigung der Stimmen der betroffenen Gesellschafterinnen führt zur Unrichtigkeit der Beschlussfeststellung und damit ggfs. zur erfolgreichen Anfechtung des ablehnenden Beschlusses.

Bundesgerichtshof, Urteil vom 8. August 2023 – II ZR 13/22

  1. BGH, Urteil vom 29.03.1971 – III ZR 255/68, BGHZ 56, 47, 53; Urteil vom 29.03.1973 – II ZR 139/70, NJW 1973, 1039, 1040; Urteil vom 30.11.2021 – II ZR 8/21, BGHZ 232, 203 Rn. 29[]
  2. vgl. BGH, Urteil vom 20.01.1986 – II ZR 73/85, BGHZ 97, 28, 33; Urteil vom 07.02.2012 – II ZR 230/09, ZIP 2012, 917 Rn. 16; Urteil vom 11.09.2018 – II ZR 307/16, ZIP 2018, 2024 Rn. 26; Urteil vom 17.01.2023 – II ZR 76/21, ZIP 2023, 467 Rn. 25[]
  3. BGH, Urteil vom 10.02.1977 – II ZR 81/76, BGHZ 68, 107, 110[]
  4. vgl. BGH, Urteil vom 10.02.1977 – II ZR 81/76, BGHZ 68, 107, 110; Urteil vom 07.02.2012 – II ZR 230/09, ZIP 2012, 917 Rn. 32 mwN; Urteil vom 30.11.2021 – II ZR 8/21, BGHZ 232, 203 Rn. 29[]

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