Längst passe ist die Einstellung, dass ein Studium nur für einen ganz bestimmten Beruf qualifiziert, eventuell noch für ganz eng verwandte Sparten. Vielseitigkeit und der Blick über den Tellerrand ist gefragt, um erfolgreich durchs Arbeitsleben zu gehen. Auch die Studienangebote haben sich gewandelt, um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen. Beispielhaft hierfür kann das Feld „Rechtswissenschaften“ gelten. War es hier früher nur möglich, entweder als Rechtspfleger oder als Volljurist nach der Ausbildung Anwalt oder Richter zu werden, gibt es mittlerweile zahlreiche Wege zu einem „Beruf mit Recht“.

Veränderte Berufsbilder in einer veränderten Arbeitswelt
Die klassischen Rechtsberufe Anwalt, Staatsanwalt und Richter sind längst nicht mehr so attraktiv, wie sie das vor einigen Jahren noch waren. Zum einen, weil die Anzahl der Anwälte mittlerweile soweit gestiegen ist, dass auf einen Anwalt 500 Bundesbürger kommen, zum anderen, weil für das Arbeiten im Staatsdienst das Jurastudium mit Prädikat abgeschlossen werden muss – einer Note, die nur zehn Prozent aller Absolventen erreichen.
Juristisch Interessierten tut sich trotzdem eine weites Betätigungsfeld auf: Behörden, große Konzerne oder Unternehmen, Universitäten, Wirtschaftsprüfungskanzleien und ähnliche Arbeitgeber unterhalten oft eigene Rechtsabteilungen, für die nicht immer Volljuristen gefragt sind. Oft werden neben den Rechtskenntnissen noch andere Qualifikationen und Fähigkeiten verlangt, die sich in einem Bachelor- und anschließendem Master-Studium besser erlangen lassen. Ziel dieser Ausbildung ist es, eben jene Kombination an Kenntnissen zu vermitteln, die in der freien Wirtschaft gefragt sind. Wer also interdisziplinär denkt, und Wissen aus Betriebswirtschaft, Jura und Sprachkenntnisse kombinieren will, hat gute Chancen, mit einem der alternativen Studiengänge einen Rechtsberuf ergreifen zu können.
Jeder braucht einen Juristen – zumindest manchmal
Ein weiteres Betätigungsfeld gibt es, das eine vielversprechende Perspektive für angehende Juristen bietet: Steuerberatung. Denn hier ist es wahrscheinlich, dass jeder Bundesbürger irgendwann einmal Unterstützung in Fragen des Steuerrechts braucht, egal ob wegen einer Erbschaft, einer Betriebsgründung oder wegen seines Einkommens. Das Steuerrecht ist mittlerweile so komplex geworden, dass nicht nur Betriebe Beratung für ihre Steuererklärungen brauchen, sondern immer mehr Privatpersonen deswegen anfragen. Und obwohl es mehrere Ausbildungswege zum Steuerberater gibt, sind Juristen hier gerne gesehene Ansprechpartner: diese kennen sich schließlich nicht nur im Steuerrecht, sondern auch im Handels- oder Erbrecht aus. Trotzdem ist hier auch interdisziplinäres Wissen gefragt, Buchhaltung und Bilanzierung sind Dinge, die eher in einem alternativen Studiengang vermittelt werden, denn im Jurastudium, können aber im Berufsleben schnell essentiell werden.
Die Komplexität des Steuerrechts macht es zudem notwendig, sich laufend über neue Entscheidungen und Gesetze zu informieren. Zudem ändert sich die Gesetzeslage relativ häufig, da neben nationalem Recht auch EU-Recht und internationales Recht berücksichtigt werden muss. Aber gerade diese Änderungen und Neuerungen lassen den Steuerberater-Beruf interessanten werden, und ihn das Image vom „verstaubten Juristen“ verlieren.