In der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs ist anerkannt, dass sich eine Eingrenzung der Zulassung der Revision auch aus den Entscheidungsgründen ergeben kann 1.

Der Grundsatz der Rechtsmittelklarheit, wonach es für die Parteien zweifelsfrei zu erkennen sein muss, welches Rechtsmittel für sie in Betracht kommt und unter welchen Voraussetzungen es zulässig ist 2, verlangt jedoch, dass eine Eingrenzung der Zulassung der Revision zweifelsfrei geschehen muss. Die bloße Angabe des Grundes für die Zulassung der Revision reicht grundsätzlich nicht, um von einer nur beschränkten Zulassung des Rechtsmittels auszugehen 3.
Von einer beschränkten Zulassung der Revision ist aber auszugehen, wenn die Zulassung wegen einer bestimmten Rechtsfrage ausgesprochen wird, die lediglich für die Entscheidung über einen selbständigen Teil des Gesamtstreitstoffs erheblich sein kann 4.
Die Zulassung der Revision kann zwar nicht auf einzelne Rechtsfragen oder Anspruchselemente beschränkt werden, wohl aber auf einen tatsächlich und rechtlich selbständigen und damit abtrennbaren Teil des Gesamtstreitstoffs, auf den auch die Partei selbst ihre Revision beschränken könnte 5. Dafür reicht es aus, dass der von der Zulassungsbeschränkung betroffene Teil des Streits in tatsächlicher und rechtlicher Hinsicht unabhängig von dem übrigen Prozessstoff beurteilt werden kann und kein Widerspruch zwischen dem noch zur Entscheidung stehenden und dem unanfechtbaren Teil des Streitstoffs auftreten kann 6. Es muss sich dabei nicht um einen eigenen Streitgegenstand handeln, der betroffene Teil des Streitstoffs auf der Ebene der Berufungsinstanz muss zudem nicht teilurteilsfähig sein; zulässig ist auch eine Beschränkung der Revisionszulassung auf einen abtrennbaren Teil eines prozessualen Anspruchs 7. Für die Frage, ob die Beschränkung der Revisionszulassung nach diesen Grundsätzen wirksam ist, kommt es aus Gründen der Rechtsmittelklarheit auf den Zeitpunkt der beschränkten Zulassung der Revision an. Die Frage, ob eine Partei gegen ihre Verurteilung Revision einlegen kann, darf nicht nachträglich davon abhängen, ob gegen die Entscheidung von ihr oder einer anderen Partei Revision eingelegt worden ist 8.
Bundesgerichtshof, Beschluss vom 25. Juni 2019 – I ZR 91/18
- st. Rspr., etwa BGH, Urteil vom 12.11.2003 XII ZR 109/01, NJW 2004, 1324 7]; Urteil vom 17.01.2008 – IX ZR 172/06, WM 2008, 748 Rn. 8; Urteil vom 12.05.2010 – VIII ZR 96/09, NJW 2010, 3015 Rn. 18; Versäumnisurteil vom 10.05.2012 – IX ZR 143/11, WM 2012, 1451 Rn. 4; Urteil vom 29.01.2013 – II ZR 91/11, WM 2013, 468 Rn. 8; Beschluss vom 19.11.2015 – I ZR 58/14, NJOZ 2016, 1580 Rn. 2, jeweils mwN[↩]
- vgl. BVerfGE 108, 341, 349 25][↩]
- BGH, Urteil vom 27.03.2013 – I ZR 9/12, GRUR 2013, 1213 Rn. 14 = WRP 2013, 1620 SUMO; Urteil vom 09.10.2014 – I ZR 162/13, GRUR 2015, 498 Rn. 12 = WRP 2015, 569 – Combiotik, jeweils mwN[↩]
- BGH, WM 2008, 748 Rn. 8; BGH, Urteil vom 28.10.2009 – VIII ZR 164/08, WuM 2009, 733 Rn. 11; Urteil vom 27.09.2011 – II ZR 221/09, WM 2011, 2223 Rn. 18; Urteil vom 17.04.2012 – II ZR 152/10 13; BGH, NJOZ 2016, 1580 Rn. 2, BGH, Urteil vom 07.03.2019 – I ZR 195/17, GRUR 2019, 522 Rn. 9 = WRP 2019, 749 SAM, jeweils mwN[↩]
- BGH, Urteil vom 12.11.2004 – V ZR 42/04, NJW 2005, 894, 895 7], insoweit nicht abgedruckt in BGHZ 161, 115; Urteil vom 27.09.2011 – XI ZR 182/10, WM 2011, 2268 Rn. 8, insoweit nicht abgedruckt in BGHZ 191, 119; Beschluss vom 16.10.2012 – XI ZR 368/11 14, jeweils mwN[↩]
- BGH, Urteil vom 23.09.2003 – XI ZR 135/02, WM 2003, 2232, 2233 7]; Urteil vom 13.11.2012 – XI ZR 334/11, WM 2013, 24 Rn. 9; Beschluss vom 15.01.2013 – XI ZR 400/11 8, jeweils mwN[↩]
- vgl. BGH, Urteil vom 16.03.2017 – I ZR 39/15, GRUR 2017, 702 Rn. 17 = WRP 2017, 962 PC mit Festplatte I, mwN; Beschluss vom 21.09.2017 – I ZR 230/16, ZUM 2018, 182 Rn. 10; Beschluss vom 10.04.2018 – VIII ZR 247/17, WRP 2018, 710 Rn.20 f.; Urteil vom 31.10.2018 – I ZR 73/17, GRUR 2019, 82 Rn. 14 = WRP 2019, 68 Jogginghosen[↩]
- BGH, ZUM 2018, 182 Rn. 12; GRUR 2019, 82 Rn. 15 Jogginghosen[↩]