Deutsches oder ausländisches Recht?

Mit der Pflicht des Gerichts zu prüfen, ob auf den geltend gemachten Anspruch deutsches oder ausländisches Sachrecht anzuwenden ist, hatte sich erneut1 der Bundesgerichtshof zu befassen:

Deutsches oder ausländisches Recht?

Kommt bei der Beurteilung eines Sachverhalts die Anwendung ausländischen Rechts in Betracht, ist das deutsche internationale Privatrecht von Amts wegen zu beachten2. Es ist darauf hin zu prüfen, ob deutsches oder ausländisches Sachrecht auf den geltend gemachten Anspruch anzuwenden ist3. Falls danach eine ausländische Rechtsordnung berufen ist, muss das Gericht das ausländische Recht nach § 293 ZPO unter Beachtung der vom Bundesgerichtshof hierzu entwickelten Grundsätze ermitteln4.

Vorliegend kommt nach dem Vorbringen der Beklagten in beiden Vorinstanzen in Betracht, dass die zwischen den Parteien des vorliegenden Rechtsstreits bestehenden Rechtsverhältnisse nicht nach deutschem, sondern nach luxemburgischem Sachrecht zu beurteilen sind. Dass das Berufungsgericht diese Frage nicht geprüft hat, begründet einen zur Aufhebung seiner Entscheidung führenden Rechtsfehler5.

Welches sachliche Recht auf das streitige Rechtsverhältnis anzuwenden ist, kann im hier vom Bundesgerichtshof entschiedenen Fall auch nicht deshalb in der Revisionsinstanz offenbleiben, weil die Anwendung deutschen oder fremden Rechts nicht zu verschiedenen Ergebnissen führt6. Insbesondere kann im vorliegenden Fall das Vorbringen der Beklagten zum Inhalt des luxemburgischen Sachrechts nicht als vom Kläger zugestanden angesehen werden, wobei der Bundesgerichtshof ausdrücklich offenlässt, ob Inhalte ausländischen Rechts überhaupt zugestanden werden können. Denn der Kläger hat die von der Revisionserwiderung in Bezug genommene Darstellung des luxemburgischen Rechts der Beklagten in ihrer Klageerwiderung ausdrücklich in Abrede gestellt.

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Befangenheit im Parallelverfahren

Bundesgerichtshof, Urteil vom 21. September 2023 – III ZR 139/22

  1. vgl. BGH, Urteile vom 07.04.1993 – XII ZR 266/91, NJW 1993, 2305; vom 06.03.1995 – II ZR 84/94, WM 1995, 1060; vom 21.09.1995 – VII ZR 248/94, WM 1995, 2113; vom 25.09.1997 – II ZR 113/96, NJW 1998, 1321; und vom 12.11.2003 – VIII ZR 268/02, WM 2004, 1183[]
  2. zB BGH, Urteile vom 07.04.1993 – XII ZR 266/91, NJW 1993, 2305, 2306; vom 06.03.1995 – II ZR 84/94, WM 1995, 1060, 1061; vom 21.09.1995 – VII ZR 248/94, WM 1995, 2113, 2114; und vom 25.09.1997 – II ZR 113/96, NJW 1998, 1321 Leitsatz 1[]
  3. zB BGH, Urteil vom 07.04.1993 aaO[]
  4. zB BGH, Urteil vom 21.09.1995 aaO mwN[]
  5. vgl. zB BGH, Urteil vom 06.03.1995 aaO[]
  6. vgl. BGH, Urteile vom 25.01.1991 – V ZR 258/89, NJW 1991, 2214 f; und vom 12.11.2003 – VIII ZR 268/02, WM 2004, 1183, 1185[]

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