Dingliche Unterlassungsansprüche – und ihre Verwirkung

Ein Recht ist verwirkt, wenn sich der Schuldner wegen der Untätigkeit seines Gläubigers über einen gewissen Zeitraum hin bei objektiver Beurteilung darauf einrichten darf und eingerichtet hat, dieser werde sein Recht nicht mehr geltend machen, und deswegen die verspätete Geltendmachung gegen Treu und Glauben verstößt1.

Dingliche Unterlassungsansprüche – und ihre Verwirkung

Die Verwirkung ist somit ein Sonderfall der unzulässigen Rechtsausübung (§ 242 BGB); sie kann im gesamten Privatrecht eingewendet werden2.

Auch die aus Besitz bzw. Eigentum abgeleiteten Beseitigungs- und Unterlassungsansprüche nach § 862 Abs. 1 BGB, § 1004 Abs. 1 BGB unterliegen der Verwirkung3.

Sollen mit einem Unterlassungsanspruch wiederholte gleichartige Störungen abgewehrt werden, die zeitlich unterbrochen auftreten, löst jede Einwirkung einen neuen Anspruch aus4. Die für die Beurteilung des Zeitmoments maßgebliche Frist beginnt jeweils neu zu laufen, so dass es in der Regel – mit Ausnahme besonders langer Unterbrechungen – an dem Zeitmoment fehlt5. Das Befahren und das Begehen des sich auf dem belasteten Grundstück befindlichen Weges stellen solche gleichartigen Störungen dar.

Bundesgerichtshof, Urteil vom 12. Dezember 2014 – V ZR 36/14

  1. st. Rspr.; vgl. BGH, Urteil vom 30.04.1993 – V ZR 234/91, BGHZ 122, 308, 315 mwN; BGH, Urteil vom 21.10.2005 – V ZR 169/04, NJW-RR 2006, 235 Rn. 10[]
  2. BGH, Urteil vom 30.04.1993 – V ZR 234/91, BGHZ 122, 308, 314[]
  3. BGH, Urteil vom 21.10.2005 – V ZR 169/04, NJW-RR 2006, 235 Rn. 10[]
  4. BGH, Urteil vom 22.06.1990 – V ZR 3/89, NJW 1990, 2555, 2556; Urteil vom 21.10.2005 – V ZR 169/04, NJW-RR 2006, 235 Rn. 11[]
  5. BGH, Urteil vom 21.10.2005 – V ZR 169/04, NJW-RR 2006, 235 Rn. 11[]
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