Keine Grundstücksübereignung per Grundurteil

Über den Anspruch auf Übertragung des Eigentums an einem Grundstück durch Herausgabe und Bewilligung der Eintragung kann nicht durch Grundurteil entschieden werden. Dies gilt auch dann, wenn gegenüber dem vom Gericht als bestehend erachteten Klageanspruch ein Zurückbehaltungsrecht wegen eines der Höhe nach streitigen Gegenanspruchs geltend gemacht wird.

Keine Grundstücksübereignung per Grundurteil

Ein Grundurteil über einen Anspruch auf Herausgabe eines Gegenstands – auch sofern er als Schadensersatzanspruch auf Naturalersatz gerichtet ist – ist wie ein solches auf Abgabe einer Willenserklärung unzulässig1. Nach § 304 Abs. 1 ZPO kann das Gericht über den Grund vorab entscheiden, wenn ein Anspruch nach Grund und Betrag streitig und lediglich der Streit über den Anspruchsgrund entscheidungsreif ist. Eine entsprechende Trennung in Grund- und Betragsverfahren setzt einen Anspruch voraus, der auf Zahlung von Geld oder die Leistung vertretbarer, der Höhe nach summenmäßig bestimmter Sachen gerichtet ist2.

Ein Grundurteil ist immer nur unter der gesetzlichen Voraussetzung des § 304 ZPO und nicht auch nach anderen, vom Richter als zweckdienlich angesehenen Maßstäben statthaft3. Der Hinweis, es sei nach einhelliger Rechtsmeinung zulässig, einen streitigen „Zug-um-Zug-Betrag“ dem Betragsverfahren vorzubehalten und deshalb über den Hauptantrag nur dem Grunde nach zu entscheiden, betrifft nur die Geltendmachung von Zahlungsansprüchen. Ein unzulässiges Grundurteil über einen Herausgabeanspruch wird nicht dadurch zulässig, dass gegenüber dem Klageanspruch ein Zurückbehaltungsrecht wegen eines der Höhe nach streitigen Gegenanspruchs geltend gemacht wird4.

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Eine Umdeutung des unzulässigen Grundurteils in ein Teil-Leistungs- und Teil-Grundurteil dahin, dass der Beklagte verurteilt worden sei, an die Klägerin die Grundstücke herauszugeben Zug um Zug gegen einen dem Grunde nach bestehenden Erstattungsanspruch des Beklagten, kommt schon deshalb nicht in Betracht, weil darin eine verbotswidrige Änderung zum Nachteil des Beklagten als Rechtsmittelkläger läge5.

Bundesgerichtshof, Urteil vom 4. Dezember 2012 – II ZR 159/10

  1. BGH, Urteil vom 04.12.1981 V ZR 37/81, WM 1982, 208, 209; Urteil vom 24.02.1984 V ZR 187/82, NJW 1984, 2213, 2214; Urteil vom 28.09.1984 V ZR 135/83, NJW 1985, 1464; Urteil vom 18.01.1991 V ZR 11/90, NJW 1991, 1048; Saenger in Saenger, ZPO, 4. Aufl., § 304 Rn. 3; Zöller/Vollkommer, ZPO, 29. Aufl., § 304 Rn. 4; vgl. auch BGH, Urteil vom 12.06.1975 III ZR 34/73, NJW 1975, 1968, 1969[]
  2. BGH, Urteil vom 30.06.1969 V ZR 47/66, NJW 1969, 2241; Urteil vom 30.11.1989 IX ZR 249/88, NJW 1990, 1366, 1367; Urteil vom 19.02.1991 X ZR 90/89, WM 1991, 1356, 1357; Urteil vom 14.10.1993 III ZR 157/92, NJW-RR 1994, 319; Urteil vom 27.01.2000 IX ZR 45/98, WM 2000, 966, 967; MünchKomm-ZPO/Musielak, 4. Aufl., § 304 Rn. 6[]
  3. vgl. BGH, Urteil vom 24.02.1984 V ZR 187/82, NJW 1984, 2213, 2214[]
  4. BGH, Urteil vom 18.01.1991 V ZR 11/90, NJW 1991, 1048; vgl. auch BGH, Urteil vom 24.02.1984 V ZR 187/82, NJW 1984, 2213, 2214[]
  5. vgl. BGH, Urteil vom 24.02.1984 – V ZR 187/82, NJW 1984, 2213, 2214; Urteil vom 18.01.1991 – V ZR 11/90, NJW 1991, 1048; Musielak/Musielak, ZPO, 9. Aufl., § 304 Rn. 3 zur Umdeutung in ein Teil-Feststellungsurteil[]
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