Die regelmäßige dreijährige Verjährungsfrist (§ 195 BGB) beginnt nach § 199 Abs. 1 BGB mit dem Schluss des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist und der Gläubiger von den den Anspruch begründenden Umständen und der Person des Schuldners Kenntnis erlangt hat oder ohne grobe Fahrlässigkeit erlangen musste.

Die subjektiven Voraussetzungen des § 199 Abs. 1 Nr. 2 BGB müssen auch in Überleitungsfällen, wie dem hier vorliegenden, nach Art. 229 § 6 Abs. 1 Satz 1, Abs. 4 Satz 1 EGBGB gegeben sein, damit die Verjährung in Gang gesetzt wird1.
Der Gläubiger eines Anspruchs aus Leistungskondiktion (§ 812 Abs. 1 Satz 1 Fall 1 BGB) hat Kenntnis von den seinen Anspruch begründenden Umständen, wenn er von der Leistung und den Tatsachen weiß, aus denen sich das Fehlen des Rechtsgrundes ergibt2. Zu den anspruchsbegründenden Tatsachen gehören in dem Zusammenhang auch die Umstände, die die Unwirksamkeit einer Vollmacht und das Fehlen einer Rechtsscheinvollmacht gemäß §§ 171 f. BGB begründen3.
Entsprechend gilt für den hier im Streit stehenden Anspruch aus Nichtleistungskondiktion (§ 812 Abs. 1 Satz 1 Fall 2 BGB), dass der Gläubiger nicht nur die rechtsgrundlos erfolgte Zuwendung kennen muss, sondern auch die Umstände, aus denen sich ergibt, dass die Zahlung dem Anleger nicht kraft eines Rechtsscheins als Leistung zuzurechnen ist.
Nicht erforderlich für die Ingangsetzung des Verjährungslaufs ist demgegenüber, dass der Gläubiger aus der Kenntnis der seinen Anspruch begründenden Tatsachen zutreffende rechtliche Schlüsse zieht4. Es genügt, dass der Anspruchsberechtigte den Sachverhalt in seinen Grundzügen kennt und weiß, dass dieser erhebliche Anhaltspunkte für die Entstehung eines Anspruchs bietet, sowie dass dem Anspruchsberechtigten die Erhebung einer Feststellungsklage Erfolg versprechend, wenn auch nicht risikolos möglich ist5.
Jede am Rechtsverkehr teilnehmende Organisation muss im Rahmen des ihr Zumutbaren sicherstellen, dass ihr zugehende, erkennbar rechtserhebliche Informationen tatsächlich an die entscheidenden Personen weitergegeben werden6.
Steht diesen solches – typischerweise in Akten oder Dateien festgehaltenes Wissen7 – nicht zur Verfügung, muss sich die am Rechtsverkehr teilnehmende Organisation aus Gründen des Verkehrsschutzes so behandeln lassen, als habe sie von der betreffenden Information Kenntnis8.
Die Frage, ob und wann der Gläubiger hinreichende Kenntnis von den für den Beginn der Verjährung maßgeblichen Umständen hat, wird maßgeblich auch durch den Begriff der Zumutbarkeit der Klageerhebung geprägt9.
Ausnahmsweise kann nämlich Rechtsunkenntnis des Gläubigers den Verjährungsbeginn hinausschieben, wenn eine unsichere und zweifelhafte Rechtslage vorliegt, die selbst ein rechtskundiger Dritter nicht zuverlässig einzuschätzen vermag. In diesem Fall fehlt es an der Zumutbarkeit der Klageerhebung als übergreifender Voraussetzung für den Verjährungsbeginn10.
In einer solchen Situation muss es dem möglichen Bereicherungsgläubiger unbenommen bleiben, abzuwarten, bis seine Verpflichtung, das bereits Erlangte wieder herauszugeben, geklärt ist11. Der beklagten Bank war somit die Erhebung einer auf die Rückzahlung der Darlehensvaluta gerichteten Klage gegen die Fondsgesellschaft aus § 812 Abs. 1 Satz 1 Fall 2 BGB erst zuzumuten, als nach Zurückweisung ihrer Nichtzulassungsbeschwerden in den Vorprozessen feststand, dass sie die auf das Darlehen bereits erbrachten Tilgungsleistungen zurückzahlen muss.
Nichts anderes gilt für die Zumutbarkeit einer Streitverkündung. Da die Zumutbarkeit verjährungshemmender Handlungen in erster Linie vom Kenntnisstand des Anspruchsinhabers abhängt, kommt der Frage, ob die Hemmung der Verjährung durch Klageerhebung oder Streitverkündung bewirkt werden kann, keine für den Verjährungsbeginn entscheidende Bedeutung zu12.
Bundesgerichtshof, Urteil vom 13. Januar 2015 – XI ZR 179/13
- BGH, Urteile vom 23.01.2007 – XI ZR 44/06, BGHZ 171, 1 Rn. 23 ff.; und vom 28.02.2012 – XI ZR 192/11, WM 2012, 688 Rn. 18[↩]
- BGH, Urteile vom 23.09.2008 – XI ZR 262/07, WM 2008, 2155 Rn. 14 mwN; und vom 15.06.2010 – XI ZR 309/09, WM 2010, 1399 Rn. 12[↩]
- BGH, Urteil vom 23.09.2008 – XI ZR 262/07, aaO Rn. 21[↩]
- BGH, Urteil vom 15.06.2010 – XI ZR 309/09, WM 2010, 1399 Rn. 12; BGH, Urteil vom 26.09.2012 – VIII ZR 279/11, WM 2013, 1286 Rn. 47 mwN[↩]
- st. Rspr., BGH, Urteil vom 26.02.2013 – XI ZR 498/11, BGHZ 196, 233 Rn. 27 mwN[↩]
- vgl. BGH, Urteile vom 02.02.1996 – V ZR 239/94, BGHZ 132, 30, 37; vom 12.11.1998 – IX ZR 145/98, BGHZ 140, 54, 62; vom 16.07.2009 – IX ZR 118/08, BGHZ 182, 85 Rn. 16; vom 24.11.2009 – XI ZR 260/08, WM 2010, 34 Rn. 23; vom 15.04.2010 – IX ZR 62/09, WM 2010, 940 Rn. 11; und vom 30.06.2011 – IX ZR 155/08, BGHZ 190, 201 Rn. 17[↩]
- vgl. dazu BGH, Urteile vom 31.01.1996 – VIII ZR 297/94, WM 1996, 824, 825 f.; vom 02.02.1996 – V ZR 239/94, BGHZ 132, 30, 35; und vom 15.01.2004 – IX ZR 152/00, WM 2004, 720, 722; MünchKomm- BGB/Schramm, 6. Aufl., § 166 BGB Rn.20[↩]
- BGH, Urteile vom 15.04.1997 – XI ZR 105/96, BGHZ 135, 202, 206; und vom 24.11.2009 – XI ZR 260/08, WM 2010, 34 Rn. 23[↩]
- BGH, Urteil vom 06.05.1993 – III ZR 2/92, BGHZ 122, 317, 326; BGH, Urteile vom 23.09.2008 – XI ZR 262/07, WM 2008, 2155 Rn. 17; vom 15.06.2010 – XI ZR 309/09, WM 2010, 1399 Rn. 13; vom 11.09.2012 – XI ZR 56/11, WM 2012, 2190 Rn. 35; und vom 28.10.2014 – XI ZR 348/13, WM 2014, 2261 Rn. 49 ff.[↩]
- BGH, Urteile vom 23.09.2008, aaO Rn. 15; vom 15.06.2010, aaO Rn. 12; und vom 28.10.2014, aaO Rn. 35[↩]
- vgl. dazu auch BGH, Urteile vom 11.05.1989 – III ZR 88/87, WM 1990, 202, 207; und vom 06.05.1993 – III ZR 2/92, BGHZ 122, 317, 325 f.[↩]
- vgl. BGH, Urteil vom 03.03.2005 – III ZR 353/04, WM 2005, 1328, 1330[↩]