Nach anerkannten Auslegungsgrundsätzen bildet der von den Parteien gewählte Wortlaut einer Vereinbarung und der diesem zu entnehmende objektiv erklärte Parteiwille den Ausgangspunkt einer nach §§ 133, 157 BGB vorzunehmenden Auslegung1.

Weiter sind nach anerkannten Auslegungsgrundsätzen insbesondere der mit der Vereinbarung verfolgte Zweck und die Interessenlage der Parteien zu beachten, ferner die sonstigen Begleitumstände, die den Sinngehalt der gewechselten Erklärungen erhellen können2.
Dabei kann auch das nachträgliche Verhalten der Vertragsparteien zu berücksichtigen sein. Dieses kann zwar den objektiven Vertragsinhalt nicht mehr beeinflussen, aber Bedeutung für die Ermittlung des tatsächlichen Willens und das tatsächliche Verständnis der Vertragsparteien haben3.
Bei formbedürftigen Vereinbarungen sind außerhalb der Urkunde liegende Begleitumstände allerdings nur dann berücksichtigungsfähig, wenn sie in der Urkunde einen wenn auch unvollkommenen Ausdruck gefunden haben4.
Die Auslegung einer – hier ersichtlich vorliegenden – Individualvereinbarung durch den Tatrichter kann vom Revisionsgericht nur beschränkt darauf überprüft werden, ob gesetzliche oder allgemein anerkannte Auslegungsregeln, Denkgesetze oder Erfahrungssätze verletzt sind, wesentlicher Auslegungsstoff außer Acht gelassen worden ist oder die Auslegung auf mit der Revision gerügten Verfahrensfehlern beruht5. Einer an diesem Maßstab ausgerichteten Prüfung hält eine Auslegung jedoch nicht stand, bei der das Gericht allgemein anerkannte Auslegungsgrundsätze missachtet und dabei zugleich wesentlichen Auslegungsstoff unberücksichtigt gelassen hat.
Bundesgerichtshof, Urteil vom 27. April 2016 – VIII ZR 61/15
- st. Rspr.; vgl. BGH, Urteile vom 15.10.2014 – XII ZR 111/12, aaO Rn. 48; vom 21.10.2014 – XI ZR 210/13, NJW-RR 2015, 243 Rn. 15; vom 11.11.2014 – VIII ZR 302/13, NJW 2015, 409 Rn. 11[↩]
- BGH, Urteile vom 11.10.2012 – IX ZR 30/10, WM 2012, 2144 Rn. 11 mwN; vom 13.11.2014 – IX ZR 277/13, WM 2015, 186 Rn. 8[↩]
- st. Rspr.; vgl. BGH, Urteile vom 11.10.2012 – IX ZR 30/10, aaO Rn. 14; vom 24.02.2016 – VIII ZR 216/12 37, jeweils mwN[↩]
- st. Rspr.; vgl. BGH, Urteile vom 25.03.1983 – V ZR 268/81, BGHZ 87, 150, 154; vom 17.02.2000 – IX ZR 32/99, NJW 2000, 1569 unter – II 3; jeweils mwN[↩]
- st. Rspr.; vgl. BGH, Urteile vom 09.07.2014 – VIII ZR 376/13, BGHZ 202, 39 Rn. 42; vom 15.10.2014 – XII ZR 111/12, WM 2014, 2280 Rn. 38; vom 03.12 2014 – VIII ZR 224/13, NJW-RR 2015, 264 Rn. 37; jeweils mwN[↩]
Bildnachweis:
- Nachtbaustelle: kreativ web marketing | Pixabay-Lizenz