Insolvenzanfechtung – Zahlungsunfähigkeit und Liquiditätsbilanz

Soll der Nachweis der Zahlungsunfähigkeit anhand einer Liquiditätsbilanz geführt werden, weil die Ableitung aus einer regelmäßig einfacher festzustellenden Zahlungseinstellung nicht in Betracht kommt1, bedarf es eigenständiger insolvenzrechtlicher Feststellungen.

Insolvenzanfechtung – Zahlungsunfähigkeit und Liquiditätsbilanz

Die insolvenzrechtliche Liquiditätsbilanz2 ist in aller Regel nicht mit einer Handelsbilanz gleichzusetzen.

Allein die Handelsbilanz ist nicht einmal geeignet, eine Überschuldung darzutun3. Handelsrechtliche Rückstellungspflichten – etwa aus § 249 HGB – sind auf die Liquiditätsbilanz nicht anzuwenden.

Soll die Prognose der drohenden Zahlungsunfähigkeit auf künftig fällig werdende Verbindlichkeiten gestützt werden, setzt dies voraus, dass aufgrund gegebener Umstände eine Fälligstellung im Prognosezeitraum überwiegend wahrscheinlich ist4.

Bundesgerichtshof, Beschluss vom 5. Februar 2015 – IX ZR 211/13

  1. vgl. zu beidem BGH, Urteil vom 30.06.2011 – IX ZR 134/10, Rn. 9 ff; vom 06.12 2012 – IX ZR 3/12, ZIP 2013, 228 Rn.19 ff; vom 18.07.2013 – IX ZR 143/12, ZIP 2013, 2015 Rn. 7 ff, jeweils mwN[]
  2. vgl. HmbKomm-InsO/Schröder, 5. Aufl., § 17 Rn. 34 ff; MünchKomm-InsO/Eilenberger, 3. Aufl., § 17 Rn. 32 ff; Sikora in Pape/Uhländer, InsO, § 17 Rn. 29 ff; Pape in Mohrbutter/Ringstmeier, Handbuch Insolvenzverwaltung, 9. Aufl., Kap. 2 Rn. 22 ff[]
  3. BGH, Beschluss vom 08.03.2012 – IX ZR 102/11, ZInsO 2012, 732 Rn. 4 f[]
  4. vgl. BGH, Urteil vom 22.11.2012 – IX ZR 62/10, ZInsO 2013, 78 Rn. 15; vom 05.12 2013 – IX ZR 93/11, ZInsO 2014, 77 Rn. 10; HK-InsO/Kirchhof, 7. Aufl., § 18 Rn. 7; Sikora, aaO, § 18 Rn. 17; Pape in Kübler/Prütting/Bork, InsO, 1998, § 18 Rn. 8[]
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