Verträge – und die Überprüfung ihrer Auslegungsbedürftigkeit

Ob eine vertragliche Regelung schon wegen ihres eindeutigen Wortlauts nicht auslegungsbedürftig ist, ist eine Rechtsfrage (§§ 133, 157 BGB), die der Prüfung des Revisionsgerichts (§ 546 ZPO) unterliegt1.

Verträge – und die Überprüfung ihrer Auslegungsbedürftigkeit

In diesem Zusammenhang kann die grundsätzliche Frage offenbleiben, ob eine vertragliche Regelung nach Wortlaut und Zweck einen derart eindeutigen und zweifelsfreien Inhalt haben kann, dass für eine Auslegung kein Raum bleibt2, oder sich die Feststellung, ob eine Erklärung eindeutig ist oder nicht, gerade erst durch eine alle Umstände berücksichtigende Auslegung treffen lässt3.

Nach ständiger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs trägt die Partei, die sich auf außerhalb der Urkunde liegende Umstände – sei es zum Nachweis eines vom Urkundentext abweichenden übereinstimmenden Willens der Beteiligten, sei es zum Zwecke der Deutung des Inhalts des Beurkundeten aus der Sicht des Erklärungsempfängers (§§ 133, 157 BGB) – beruft, die Darlegungs- und Beweislast für deren Vorliegen4.

Bundesgerichtshof, Urteil vom 13. Mai 2016 – V ZR 225/15

  1. BGH, Urteil vom 10.02.1960 – V ZR 39/58, BGHZ 32, 60, 63; BGH, Urteil vom 08.12 1982 – IVa ZR 94/81, BGHZ 86, 41, 47[]
  2. vgl. hierzu BGH, Urteil vom 05.07.2002 – V ZR 143/01, NJW 2002, 3164, 3165; BGH, Urteil vom 10.10.1957 – VII ZR 419/56, BGHZ 25, 318, 319; Beschluss vom 13.12 2006 – XII ZB 71/04, NJW 2007, 1460 Rn. 10[]
  3. vgl. BGH, Urteil vom 19.12 2001 – XII ZR 281/99, NJW 2002, 1260, 1261; BGH, Beschluss vom 09.04.1981 – IVa ZB 6/80, BGHZ 80, 246, 249 f.; MünchKomm-BGB/Busche, BGB, 7. Aufl., § 133 Rn. 53[]
  4. vgl. BGH, Urteil vom 05.07.2002 – V ZR 143/01, NJW 2002, 3164, 3165 mwN[]