Eine Bank ist verpflichtet, einen Anleger über an sie fließende Rückvergütungen aus einer offen ausgewiesenen Vertriebsprovision oder einem Agio aufzuklären, wenn zwischen beiden konkludent ein Beratungsvertrag geschlossen worden ist [1]. Um aufklärungspflichtige Rückvergütungen handelt es sich auch dann, wenn diese nicht aus einem Agio oder aus Verwaltungsgebühren, sondern wie hier aus sonstigen offen ausgewiesenen Vertriebskosten fließen [2].

Allerdings muss nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs eine beratende Bank nicht nur das Ob, sondern auch die Höhe einer Rückvergütung ungefragt offen legen [3].
Unabhängig davon kann die Kenntnis eines Anlegers von der Zahlung einer Rückvergütung für die Beurteilung der Kausalität bedeutsam sein. Die Tatsache, der Anleger habe allgemein Kenntnis von Provisionen gehabt, die die Bank von dem jeweiligen Fonds erhielt, und sogar über einen Anteil daran teilweise mit Erfolg verhandelt, liefert ein vom Tatsachengericht zu würdigendes Indiz für die Behauptung der Bank, der Anleger hätte auch bei korrekter Aufklärung die vorliegende Fondsbeteiligung gezeichnet [4].
Schließlich kann der Anleger bereits dann die für den Beginn der Verjährungsfrist ausreichende Kenntnis sämtlicher anspruchsbegründender Umstände im Sinne des § 199 Abs. 1 Nr. 2 BGB gehabt haben, wenn er zwar die Tatsache der Zahlung von Rückvergütungen kannte, von der Drittwiderbeklagten aber nicht über deren Höhe unterrichtet worden ist [5]. Damit wären die subjektiven Voraussetzungen der erhobenen Verjährungseinrede dargetan.
Bundesgerichtshof, Beschluss vom 15. Januar 2013 – XI ZR 8/12
- vgl. BGH, Urteil vom 19.12.2006 – XI ZR 56/05, BGHZ 170, 226 Rn. 22 f.; BGH, Beschlüsse vom 20.01.2009 – XI ZR 510/07, WM 2009, 405 Rn. 13; und vom 09.03.2011 – XI ZR 191/10, WM 2011, 925 Rn.20[↩]
- vgl. BGH, Urteil vom 11.09.2012 – XI ZR 363/10, mwN[↩]
- BGH, Beschlüsse vom 09.03.2011 – XI ZR 191/10, WM 2011, 925 Rn. 27; und vom 19.07.2011 – XI ZR 191/10, WM 2011, 1506 Rn. 9; sowie BGH, Urteile vom 19.12.2006 – XI ZR 56/05, BGHZ 170, 226 Rn. 24; und vom 08.05.2012 – XI ZR 262/10, WM 2012, 1337 Rn. 22[↩]
- vgl. BGH, Urteil vom 08.05.2012 – XI ZR 262/10, WM 2012, 1337 Rn. 50[↩]
- vgl. auch OLG Karlsruhe, WM 2012, 2245, 2246 f., rechtskräftig durch BGH, Beschluss vom 03.04.2012 – XI ZR 383/11; und OLG Düsseldorf, Beschluss vom 09.12.2010 – 6 U 30/10, rechtskräftig durch BGH, Beschluss vom 26.01.2012 – III ZR 8/11; U. Schäfer in Schäfer/Sethe/Lang, Handbuch der Vermögensverwaltung, § 21 Rn. 60 aE[↩]