Die Beschränkung eines Rechtsmittels ist zulässig, wenn sie einen tatsächlich und rechtlich selbständigen und abtrennbaren Teil des Gesamtstreitstoffs betrifft1.

Danach wird eine Beschränkung des Rechtsmittels auf ein Zurückbehaltungsrecht für möglich gehalten2. Entscheidend ist aber auch bei einem Zurückbehaltungsrecht, ob dieses im Einzelfall in tatsächlicher und rechtlicher Hinsicht unabhängig von dem übrigen Prozessstoff beurteilt werden kann3. Das ist hier nicht der Fall.
Ein Anspruch auf Zahlung einer Abfindung kann nur dann bestehen, wenn die Regelung in § 12 Abs. 4 des Partnerschaftsvertrages nicht schon insgesamt nichtig ist. Denn bei einer Nichtigkeit der Gesamtregelung besteht keine Anspruchsgrundlage für einen Abfindungsanspruch. Ohne einen derartigen Anspruch kann aber eine Zug-um-Zug-Verurteilung nach § 274 Abs. 1 BGB nicht erfolgen. Dass der Beklagte die Verpflichtung zur Rückübertragung der Aktien nicht angreifen will, reicht nicht aus, um – auch bei Unwirksamkeit der vertraglichen Abrede – einen Abfindungsanspruch zu begründen. Denn die Gründe des landgerichtlichen Urteils werden von der Rechtskraft nicht erfasst. Rechtskräftig wird nur der Urteilsausspruch, d.h. der prozessuale Anspruch4. Das gilt unabhängig von der Frage, ob auch die „rechtliche Einordnung“ des zugesprochenen Anspruchs, etwa als ein solcher aus Vertrag, an der Rechtskraft teilnimmt5. Dadurch kann jedenfalls nicht in Rechtskraft erwachsen, dass die dem Rückübertragungsanspruch zugrunde liegende Vertragsklausel wirksam ist6, und zwar auch nicht, soweit das Zurückbehaltungsrecht zu beurteilen ist7.
Das Rechtsmittelgericht ist danach nicht gehindert, bei der Entscheidung über das Zurückbehaltungsrecht die Wirksamkeit der vertraglichen Abrede anders zu beurteilen, als es das Berufungsgericht bezüglich des Rückübertragungsanspruchs getan hat. Damit besteht die Gefahr, dass ein und dieselbe Frage einerseits vom Berufungsgericht und andererseits vom Bundesgerichtshof unterschiedlich beurteilt wird. Es fehlt mithin die tatsächliche und rechtliche Unabhängigkeit des Rückübertragungsanspruchs von dem Abfindungsanspruch.
Die Unzulässigkeit der Revisionsbeschränkung führt dazu, dass die Beschränkung unwirksam ist und die Revision das gesamte Urteil des Berufungsgerichts erfasst8.
Bundesgerichtshof, Beschluss vom 22. Januar 2013 – II ZR 162/10
- BGH, Urteil vom 07.07.1983 – III ZR 119/82, NJW 1984, 615, insoweit in BGHZ 88, 85 nicht abgedruckt; Urteil vom 12.01.1970 – VII ZR 48/68, BGHZ 53, 152, 155; Urteil vom 25.10.2006 – XII ZR 141/04, NJW 2007, 144 Rn. 8 ff.; Urteil vom 08.03.2006 – IV ZR 263/04, WM 2006, 1595 Rn. 14 ff.[↩]
- BGH, Urteil vom 01.10.1999 – V ZR 162/98, ZIP 1999, 374; MünchKomm-ZPO/Krüger, 4. Aufl., § 551 Rn. 17; Ball in Musielak/Ball, ZPO, 8. Aufl., § 551 Rn. 6 i.V.m. § 520 Rn. 22; HkZPO/Wöstmann, 5. Aufl., § 520 Rn. 18 i.V.m. § 552 Rn. 7; Zöller/Heßler, ZPO, 29. Aufl., § 520 Rn. 29[↩]
- BGH, Urteil vom 02.06.1966 – VII ZR 162/64, BGHZ 45, 287, 289; Urteil vom 27.09.1984 – IX ZR 53/83, WM 1984, 1543 f., insoweit in BGHZ 92, 194 nicht abgedruckt[↩]
- vgl. BGH, Urteil vom 19.12.1991 – IX ZR 96/91, BGHZ 117, 1, 2 f.; Urteil vom 30.01.1985 – IVb ZR 67/83, BGHZ 93, 330, 335; Urteil vom 14.03.2008 – V ZR 13/07, NJW-RR 2008, 1397, 1398; Zöller/Vollkommer, ZPO, 29. Aufl., Vor § 322 Rn. 34, 36[↩]
- vgl. BGH, Urteil vom 26.06.2003 – I ZR 269/00, NJW 2003, 3058, 3059; Urteil vom 05.11.2009 – IX ZR 239/07, BGHZ 183 Rn. 12; Leipold in Stein/Jonas, ZPO, 22. Aufl., § 322 Rn. 110 ff.; MünchKomm-ZPO/Gottwald, 4. Aufl., § 322 Rn. 53 ff.[↩]
- vgl. RGZ 144, 54, 61, BAG, NJW 1996, 1299, 1300; BGH, Urteil vom 13.11.1998 – V ZR 29/98, ZIP 1999, 404, 405[↩]
- vgl. BGH, Beschluss vom 16.04.1996 – XI ZR 302/95, WM 1996, 1602; Leipold in Stein/Jonas, ZPO, 22. Aufl., § 322 Rn. 80 ff., 86[↩]
- vgl. BGH, Urteil vom 07.07.1983 – III ZR 119/82, NJW 1984, 615; insoweit in BGHZ 88, 85 nicht abgedruckt; Urteil vom 08.03.2006 – IV ZR 263/04, WM 2006, 1595 Rn. 17[↩]
Bildnachweis:
- Notizbuch: Free-Photos | CC0 1.0 Universal